Uni Siegen bleibt im Dialog mit der Stadtgesellschaft
Talk-Gäste beleuchteten das Projekt „Siegen. Wissen verbindet“ im Haus der Wissenschaft aus unterschiedlichen Perspektiven.
„Siegen. Wissen verbindet“ – das ist nicht nur der Titel des städtebaulichen Projekts rund um den Umzug zweier weiterer Fakultäten in die Siegener Innenstadt, es ist auch das Motto eines neuen Formats im Haus der Wissenschaft der Universität Siegen. Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, aktuelle Themen aus der Universität in die Zivilgesellschaft zu tragen und den Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern zu ermöglichen.
Den Auftakt hierzu machte eine Podiumsdiskussion unter der Überschrift „Uni kommt in die Stadt – Perspektiven für die Siegener Stadtentwicklung“. Die Zusammenstellung der Talkgäste eröffnete dem Publikum unterschiedliche Blickwinkel auf das mittlerweile bundesweit wahrgenommene Projekt. Neben Uni-Kanzler Ulf Richter und Stadtbaurat Henrik Schumann diskutierten der Anwohner Wolfgang Dellinger, die AStA-Vorsitzende Jana Sticher und Heinjochen Fuchs als Vertreter der Immobilien- und Standortgemeinschaft Oberstadt die Bedeutung des Projekts und das Veränderungspotenzial, das „Siegen. Wissen verbindet“ für Stadt und Universität mit sich bringt. Durch den Abend führte die auf Stadtentwicklung spezialisierte Journalistin Lucia Brauburger.
Auf die Frage, an welchem Punkt das Projekt stehe, stellte Kanzler Richter fest: „Wir sind eigentlich schon mittendrin. Während vor 50 Jahren die Universität weit außerhalb der Stadt auf einem Berg errichtet wurde, bewegen sich Stadt und Uni bereits seit zehn Jahren aufeinander zu.“ Man wolle die Stadt keineswegs überrollen, sehe jedoch deutlich die Vorteile, die ein weiteres Zusammenwachsen mit sich bringe. „Daher ist die frühe Beteiligung aller Interessensgruppen an dem Projekt so wichtig.“ Dies bestätigte auch Stadtbaurat Schumann: „Im Bau- und Planungsrecht stehen wir teilweise noch am Anfang. Das Masterplan-Verfahren ist mittlerweile abgeschlossen, so dass als nächster Meilenstein die Offenlegung aller Pläne erfolgt und sich Bürgerinnen und Bürger dazu äußern, sowie Kritik üben oder Anregungen geben können. Wir als Stadt profitieren enorm vom Uni-Umzug.“ Auch Heinjochen Fuchs gab sich sicher: „Ich glaube, dass Siegen perspektivisch eine Chance erhält, neue Belebung zu erfahren. Neue Geschäftsideen werden das historische Zentrum bereichern.“ Wolfgang Dellinger stimmte dem grundsätzlich zu: „Gut ist natürlich die Perspektive, die sich für Stadt und Region als Ganzes ergibt.“ Er betonte jedoch auch, wie wichtig es sei, nicht nur die breite Öffentlichkeit in dem Prozess mitzunehmen, sondern insbesondere auf Beteiligung der Anwohnerinnen und Anwohner der jeweiligen Quartiere zu setzen. Sehr positiv sah er, dass ein Infobüro für Bürgerinnen und Bürger eingerichtet werden soll.
Viel diskutiert war unter anderem das Thema Wohnen und Mietpreisentwicklung. Dies war naturgemäß der AStA-Vertreterin Sticher ein wichtiges Anliegen. Sie kritisierte, dass bezahlbarer Wohnraum in der Stadt knapp für Studierende sei. „Die Entwicklung beobachten wir sehr genau“, beteuerte Richter. „Das Studierendenwerk ist stark bemüht, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen. Mietsteigerungen sind allerdings ein bundesweites Phänomen, von dem auch Siegen leider nicht verschont bleibt, auch wenn wir hier verhältnismäßig gut dastehen.“
Positiv nahmen die Teilnehmenden auf, dass mit den neuen Universitäts-Quartieren eine Öffnung zur Stadtgesellschaft verbunden sein wird. „Die unteren Bereiche der neuen Universitätsgebäude sollen nicht nur für Universitätszwecke genutzt werden, sondern öffentliche Räume werden“, erklärte Richter. „Wir möchten eine gewisse Durchmischung erzeugen und mit den Menschen in Austausch treten.“ Wie wichtig dieser Ansatz für die zukünftige Entwicklung Siegens ist, bekräftigte der Stadtbaurat: „Die Widerstandsfähigkeit einer Stadt lässt sich darin bemessen, wie multifunktional sie ist.“